Xerox kündigt Softwarepatch an
Einen Tag nach dem ersten Statement, das im wesentlichen bereits bekannte Informationen enthielt, gibt es nun ein weiteres Statement von Xerox.
Darin kündigt Xerox einen Softwarepatch an, der den fraglichen Kompressionsmodus komplett abstellt. Das ist die absolute Radikallösung, denn der Modus wurde immerhin in den Hochglanzprospekten als High-end-Feature hervorgetan. Wie ich hier ja schon mehrfach geschrieben habe, ist patch based lossy compression in einem Dokumentenscanner eher fehl am Platze.
Speicherknappheit ist nicht mehr verbreitet, und wenn man bei keinem der gescannten Dokumente Rechtssicherheit hat, oder Angst haben muss die Rentenkasse zu entlasten, indem man der eigenen Oma die Medikamentendosierung mit Xerox-Geräten scannt, ist das sicherlich auch nicht im Sinne des Erfinders.
Die tatsächlichen Folgen, die die Sache schon gehabt haben mag oder noch haben wird, lassen sich natürlich auch weiterhin nur erahnen. Das gilt sowohl für Xerox, als auch für die Kunden. Für Xerox ist weder klar, für was sie haftbar gemacht werden können (in den Vereinigten Staaten kann man für alles mögliche verklagt werden, und man hört schon überall die Leute über class action lawsuits reden), noch, was für ein Schaden ihre Reputation nimmt.
Was die Kunden betrifft, könnte das Ausmaß der Folgen enorm sein: Ich stehe mittlerweile in Kontakt mit dem Zentralarchiv einer ganzen Nation (!), und auch größeren Unternehmen mit bundesweitem professionellen IT-Support, die das „Normal“-Setting ohne weiteres Federlesen auf vielen betroffenen Xeroxgeräten genutzt haben. Gerade das (hier anonymisierte) Archiv wird nun voller Entsetzen die eigene Existenz in Frage gestellt sehen.
Man erwartet schlicht und einfach nicht, dass überhaupt Zeichenersetzungen vorgenommen werden können. Da hilft auch die kleine Meldung im Web Interface und der Anleitung nicht. Schlechte Scanqualität wäre ja offensichtlich und würde vom Nutzer auch sofort mit mangelnder Auflösung gleichgesetzt und dann sicher umgehend korrigiert werden, aber diese einfache Möglichkeit der Inaugenscheinnahme des Ergebnisses fällt im konkreten Fall eben weg.
Also: Schön, dass es diese Lösung noch gibt, ich freue mich. War eine interessante Woche.
Edit: Vielleicht noch etwas zum Schmunzeln, purer Zucker, frei Haus geliefert vom Vizepräsidenten von Xerox, Rick Dastin, im Interview mit BBC. Ich zitiere: „Mr Dastin said that oil rigs, the military and clients in developing markets were among the owners most likely to have switched their copiers to the setting.“
Achso! Ja, wenn nur das Militär (!!) und ein paar Ölbohrinseln die Einstellung „normal“ benutzen und auf potentiell invaliden Daten arbeiten … Breitengrad 60 oder 80, what's the difference … was kann DA schon passieren? Ja dann tut mir die ganze Aufregung natürlich echt leid. Mein Fehler!