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Relative Parteiengewinne und -Verluste seit den Kandidatenküren von Union und Grünen
Vor zwei Monaten hatte ich der CDU eine „Flatten The Curve“-Wahlkampfstrategie unterstellt. Diese wurde plagiiert.
Achtung: Die folgende Grafik enthält keine Prozentpunkte, das ist der relative Zugewinn bzw. Verlust, in Prozent. Beispiel: Wenn eine Partei am Start der Messung, hier der 1. Mai 2021, auf exakt 10% Zustimmung in der Sonntagsfrage gekommen wäre und jetzt auf 12% käme, dann hätte sie relativ 20% mehr Wählerschaft hinzugewonnen. Käme sie auf nun auf 8%, hätte sie 20% Wählerschaft verloren. Die Grünen sind die großen Verlierer rund einem Viertel Wählerverlust, die Union gewinnt fast ebensoviel hinzu.
Absolute Zahlen wie immer auf meiner Unterseite zur Sonntagsfrage: http://www.dkriesel.com/sonntagsfrage.
Auch 2021 setzt die Union ihre "Flatten the Curve"-Strategie unvermindert fort.
Was ich damit sagen möchte: Meine Sonntagsfragen-Auswertung läuft natürlich weiter und wird jetzt zur Wahl vermutlich auch wieder interessanter. Viel Spaß! (Hinter dem Link sind mehr Varianten, hier abgebildet ist die 90-Tage-Version.)
Findet den Unterschied
Man braucht schon mathematische Verfahren aus dem Big Data-Bereich, um die Grenzen der Parteien zu entdecken.
Die Zeit vor der Wahl, ein Routinebetrieb, so scheint es. Die Medien zitieren fast täglich neue Umfragen und man selbst macht sich Gedanken, wem man dieses mal eine Stimme schenken will – oder welche Parteien man überhaupt für wählbar hält. In diesem Jahr ist die Entscheidungsfindung besonders schwer. Zum einen drängt sich dem interessierten Bürger das Gefühl auf, dass der türkische Präsident Erdoğan in Deutschland engagierter für sein Referendum wahlkämpft als die Volksparteien für die Bundestagswahl; zum anderen helfen auch die inhaltlich hochangereicherten Slogans der Parteien nur bedingt.
Ein Ausweg soll sein: der Wahl-O-Mat, angeboten von der Bundeszentrale für politische Bildung. Dahinter steckt ein populärer Computeralgorithmus, der als Informationsangebot gedacht ist, aber auch als Entscheidungshilfe für die Wahl dienen kann. Er funktioniert leicht vereinfacht so: Die zur Wahl stehenden Parteien werden zu 38 Thesen befragt. Die Parteien dürfen zu jeder These aus drei Antworten wählen: Zustimmung, Ablehnung und Neutralität. Die Antworten der Parteien werden im Wahl-O-Mat gespeichert. Jetzt ist der Wähler dran: er darf zu denselben Thesen ebenfalls zustimmen, ablehnen oder neutral antworten. Die Antwortkette wird mit den Antwortketten der Parteien verglichen. Übereinstimmende Antworten geben zwei Punkte, gegensätzliche Zustimmung beziehungsweise Ablehnung ergeben null Punkte. Kombinationen wie ‚Neutral und Ablehnung‘ ergeben einen Punkt. Für jede Partei erhält man so den Prozentsatz der maximal möglichen Punkte. Diese Antwort soll Orientierung liefern, welche Partei am besten zum eigenen Meinungsbild passt.
Mathematisch ist dieser Ansatz sehr vielversprechend. Allein: Er nützt dieses Jahr nicht viel. Denn es stimmt ja, was der Herausgeber dieser Zeitung bemängelte (siehe F.A.Z. vom 8. September): Wenn sich mehrere Parteiprogramme so stark ähneln, dass am Ende alle nur ein paar Prozentpunkte unterschiedlich weit von meinen Wünschen entfernt liegen, hilft die Information auch nicht recht weiter. Was nützt eine Wahlempfehlung, bei der die vier heute im Bundestag vertretenen Parteien sich gewissermaßen den ersten Platz teilen?
Wahl-O-Mat-Auswertung Bundestagswahl 2017, Teil 2: Thesen- und Parteienverwandtschaften
Heute geht es noch mal ein bisschen um den Wahl-O-Mat. Wie letztes mal werte ich die Parteien nach ihren Antworten auf die Wahl-O-Mat-Thesen aus, aber diesmal rendere ich daraus keine Landkarte, sondern eine Cluster Heatmap. Diese Art der Grafik ist etwas komplexer. Dafür ist sie sehr Informationstragend. Ich präsentiere sie wieder zuerst, und danach führe ich euch schrittweise heran. Wie immer könnt ihr die Grafik zum Vergrößern klicken.