Wollt ihr wissen, wer eure Kinder prägt?
Vor ein paar Tagen las ich, wie eine Matheklausur im Grundschullehramt in Köln zum Fiasko wurde. Im ersten Durchlauf fielen von 374 Teilnehmern satte 94% durch, mit der Nachklausur sind dann aber um die 100 durchgekommen. Da dachte ich erst „Hui, wie bei uns im ersten Semester, die nehmen die fast-Lehrer ja ganz schön ran“. Bis hier war ich neutraler Meinung, vielleicht mit leichter Tendenz zur der Studiseite. Mir begann aber an folgenden Stellen, Übles zu schwanen (Zitate sind kursiv):
- „Die Klausur war hammerschwer, das war richtig ungerecht“, sagt Lisa, die ihren richtigen Namen nicht nennen will, „dabei wollen wir Lehrer werden, nicht Mathematiker.“
- Der Ärger war so groß, dass sich sogar Eltern einschalteten: Luise Morschel, […] Mutter einer betroffenen Studentin, formulierte zusammen mit ihrem Mann, einem Mathematiklehrer, einen offenen Brief ans nordrhein-westfälische Wissenschaftsministerium.
Ich muss hier niemandem erklären, was man über einen volljährigen Studenten denkt, dessen Eltern vorsprechen und klarmachen, dass sie die Uni im Grunde für eine erweiterte Schulform halten. Familie Morschel ist in dieser Hinsicht aber ein derart besonderes Meisterstück gelungen, dass sie mir am Schluss dieses Beitrags noch einen eigenen Absatz für die Realsatire-Fans unter euch wert sein wird. Insgesamt aber dachte ich, man könne das als Einzelfall sehen. Ich kannte die Klausur selbst nicht, hatte also beim Lesen kein Fachwissen und daher auch keine Meinung. Aus meiner Fachschaftszeit weiß ich: Ganz, ganz selten wird wirklich mal ein Jahrgang „abgewürgt“, auch die Dozenten sind dann nicht glücklich. Zudem schien die Uni Köln um eine Lösung bemüht. Toll!
Gestern sehe ich dann im Rahmen dieses Artikels zum ersten mal die fragliche Klausur (gehostet mit freundlicher Genehmigung der Dozentin Anca Popa, danke!). Vorweg: Ich war nicht dabei. Man kann mir zurecht ankreiden, von den Eigendynamiken und Stimmungen in der Veranstaltung nichts zu wissen. Manchmal ergibt ein Wort das andere, von beiden Seiten, auch ungewollt. Danach genügt ein führungsstarker Student/Elternpaar/Dozent, und man ist mit 200 Mitläufern in der Presse. Es wäre schwer, hier eine neutrale Schilderung zu erhalten. Darum mache ich mich im Folgenden völlig frei von Zitaten zu reinen Stimmungen, Gruppendynamiken, und Äußerungen von beiden Seiten, die alle Einzelfälle sein können oder eben nicht. Ich mache, was ich beim Spiegel vermisst habe: Ich zitiere harte Daten, sowohl jetzt bei der Klausur als auch später bei der Stellungnahme der Uni. Wir werden sehen, dass die Stimmungsaussagen dann sowieso irrelevant werden.
Die Klausur bestand aus 6 Aufgaben mit 52 zu erreichenden Punkten. Mit 27 Punkten hatte man bestanden, es waren drei Stunden Zeit – nach meinem Gefühl viel, ich hatte nie etwas längeres als zwei Stunden. Das muss aber nichts heissen, es gibt da unterschiedliche Gepflogenheiten über verschiedene Studiengänge hinweg. Ich gruppiere die Aufgaben mal grob:
- 30 Punkte (Aufgaben 2, 3, 4, 6) für das reine Anwenden einfacher Rechenregeln auf konkrete Zahlen, Polynome, oder auch Sachaufgaben („Eine Blaskapelle erhält 10.000 Euro, um Trompeten und Posaunen anzuschaffen“). Keine Herleitungen, Beweise oder allgemeine Aussagen. Punkte gab es auch, wenn man z.B. Brüche vereinfachen konnte.
- 12 Punkte „Theorieteil“. Darunter habe ich mal, soweit vorhanden, formalere Sachen gefasst. Bei Aufg 1 musste man in der Tat ein paar Definitionen kennen: Funktion, Umkehrfunktion, Primzahlen, Menge – ich halte sie für die anspruchsvollste der Aufgaben. Sämtliche dieser Definitionen sind aber derart grundlegend, dass sie meistens bereits im Mathevorkurs einer Uni vorkommen. Dann Aufgabe 5 (iii) a: Beweis des Lemmas von Euklid. Wenn man Formalismen jetzt überhaupt nicht gewohnt ist, sieht das nervig aus – aber nicht mehr nach einem Semester. Da man aber mit 27 Punkten bestehen konnte, musste man das nicht machen.
- 7 Punkte für das Auswendig wissen kleiner Definitionen und Sätze (Aufg. 5 (i) und (iii) bis auf den Beweis).
- 3 Punkte Multiple-Choice (wurden dem Duktus des Studienganges eingedenk „Ankreuzaufgaben“ genannt).
Wer jetzt nicht alles sofort gelöst bekommt, bedenke: Es gab ein Semester Übungen und Erklärungen, und das ist größtenteils Schulwissen oder knapp darüber. Es ging hier nicht darum, kreativ mathematische Theoreme nachzuweisen. Es ging um das rein mechanische Befolgen von Rechenregeln nach Einübung. Meist sogar an konkreten Zahlen. Wikipedia und Google genügen. Dass diese Klausur nicht auch noch in Comic Sans verfasst ist, ist alles. Ja, einige Aufgaben hatten Minuspunkteregeln inne. Das ist sehr verbreitet, und ihr werdet mir zustimmen, dass ein angehender Lehrer, der einen Bruch nicht vereinfachen kann, durchaus ein paar Minuspunkte wert ist .
Nachdem ich die Klausur nun kannte, habe ich mir die sechsseitige Stellungnahme der Universität Köln durchgelesen (gehostet mit freundlicher Genehmigung des Seminars, danke!). Natürlich ist die Uni Streitpartei, aber die werden sich das auch nicht alles ausgedacht haben, insbesondere nicht die harten Daten, die ich hier zitiere. Lest euch das aber mal selbst durch, da ist noch viel mehr drin, kann ich hier unmöglich alles einbringen. Direkte Zitate sind kursiv, manches fasse ich auch zusammen und kommentiere das für Leser, die weniger im Uni-Alltag drin sind.
- Wer weder Klausur noch Nachklausur bestanden hat, kann den Modul beliebig oft studieren und die Prüfung wiederholen.
Alleine das verdient schon eine Erwähnung. Man darf solange versuchen, bis man besteht. Kannte ich so noch nicht. Bei uns war nach dreimal durchfallen Schluss.
- Es gab ein Kompakt-Vorlesungsskript und Musterlösungen zu den Übungen im Netz. Das ist das Rundum-Service-Programm. Die Studis hatten also völlige Wahlfreiheit in ihrer Arbeitsweise.
- Das Bearbeiten von Übungsaufgaben und Korrigieren-lassen vom Dozenten sind das wichtigste und effektivste am Vorlesungsbesuch. Das wichtigste Betreuungsangebot wurde praktisch nicht wahrgenommen: Eigene Bearbeitungen der vorhandenen Übungsaufgaben haben nur 61 Studenten abgegeben. Das sind rund 16%. Man könnte also auch sagen, dass (bei 101 bestandenen zum Schluss) auf jeden Fall 11% der Studierenden bestanden haben, obwohl sie keine Übungsaufgaben abgegeben haben (den Rechenweg erkläre ich gerne auf Anfrage). So etwas spricht für eine Prüfung.
- Es gab auf Nachfrage noch weitere Übungsblätter von der Dozentin Anca Popa. Studi-Mails mit Fragen wurden auch oft Sonntags oder zu später Abendstunde beantwortet.
- Auf ihre eigene Initiative hin hat sie über ihre eigentliche Lehrverpflichtung hinaus seit Anfang November ein zusätzliches regelmäßiges Tutorium angeboten. Jeden Dienstagabend hat sie mit Studierenden daran gearbeitet, die Defizite aus der Schulzeit zu beseitigen. Das hätte sie nicht tun müssen!
- In der Kritik der Ereignisse werden immer wieder Schule und Universität gleichgesetzt. Es wenden sich auch vermehrt Eltern mit Sorgen und Fragen bezüglich des Studiums ihrer volljährigen Kinder an uns. Ein Elternpaar schrieb sogar einen langen Beschwerdebrief ans Wissenschaftsministerium. – An dieser Stelle grüße ich noch mal ganz herzlich Familie Morschel – am Textende mehr.
- Es ist noch nicht lange her, da gehörten sie [die Inhalte, Anm. d. Autors] in weiten Teilen zum Schulstoff im Gymnasium.
- Die Studierenden kannten die Punkteverteilung der Klausur in etwa vorher. Die Aufgaben fanden sich in ähnlicher Weise auch auf den Übungsblättern wieder. Das glaube ich fachlich aufs Wort, solche Aufgabentypen kann man zur Übung nicht beliebig kreativ variieren.
- Die erfolgreiche Bearbeitung der Aufgaben scheitert sehr häufig nachweisbar an einfachen Rechnungen, wie Punkt- vor Strichrechnung, Ausklammern, Multiplikationsaufgaben wie 5 × 25, das Kürzen von Brüchen, Potenzrechenregeln etc.
- Eine Teilnehmerin der Vorlesung schrieb am 29.02.2012 in einem Leserbrief: „Wie kann es sein, dass eine Professorin lehrt, die anscheinend keinerlei Interesse an den Studenten beziehungsweise ihren Zielen hat?“. Von ihr hat die Dozentin sieben E-Mails mit Mathematikfragen erhalten, die sie alle nachweisbar freundlich und sachlich beantwortet hat.
Fazit: Anders als von vielen Medien suggeriert, sind Dozentin und Stimmung in der gegebenen Situation irrelevant. Den Stoff selbst habe ich bereits oben diskutiert. Den Service jetzt auch – alles stand voll dokumentiert im Netz, das ist deutlich besser als üblich. Wenn einem in so einer Situation die Dozentin nicht passt, macht man eben Einzel- oder Gruppenarbeit und hat sogar Zeit gespart. Natürlich weiß ich nicht, wie die Klausur korrigiert wurde. Das ist aber bei solchen Aufgaben, wo man wirklich die Chance hat, große Teile komplett uninterpretierbar richtig zu lösen, auch nicht sehr relevant.
Und so gilt mein Dank dem Grundschullehramtsjahrgang 2011 in Köln für einen Einblick in die Leistungsfähigkeit, die Leistungsbereitschaft, die Selbstständigkeit und das Beschwerdeniveau von Personen, die einmal unsere Kinder in ihrer prägendsten Phase unterrichten. Nicht wenige von euch sehen die Uni anscheinend in einer Bringpflicht, was euren Studienabschluss angeht. Ich fürchte, dass ihr nach dem Abschluss eure Konsumentenhaltung beibehalten werdet – nur dass ihr fortan 6jährige I-Dötzchen in der Bringpflicht seht. Dass einige von euch selbst als Volljährige noch ihre Eltern zum Beschweren schicken, tut in dem Zusammenhang ja nichts zur Sache.
Was bleibt? Es bleibt die Belohnung für alle, die bis hier gelesen haben und noch immer mehr Realsatire möchten – wir gehen über zur Thematik „das Internet vergisst nichts“. Familie Morschel hat geradezu prophetische Weitsicht bewiesen und sich mit so einer Aktion unter Realnamen und Berufsbezeichnung in verschiedenster, überregionaler Presse platziert – so viele Morschels gibt es in Deutschland nämlich nicht. Versetzt euch in einen Personaler, der die Bewerbung von Tochter Mona Morschel vor sich hat und sie einmal googelt (erster Treffer: „Stolperstein Mathematik“). Der Personaler wird annehmen, dass ein Papa, der für Monas Klausur Wind beim Ministerium macht, sich nicht nur erst dort engagiert, sondern ihr auch schon vorher im Semester geholfen hat. Er zieht dann die Bilanz, dass Mona trotz eines Semesters Vorbereitung samt Hilfe von Mathelehrer-Papa durch die Klausur gefallen ist, die ich oben beschrieben habe – und dass sich danach noch die Eltern für sie beschweren mussten (Mona ist übrigens 22)! Der Personaler hat hier bereits seine Entscheidung getroffen, könnte aber aus Frackigkeit noch formlos beim Seminar anfragen, wie sich die Veranstaltung in den Studienkontext einordnet. Ich habe das heute getan: Die Lehrveranstaltung ist für Erstsemester. Für alle, die sich die Folgen nicht selbst ausmalen können, habe ich einen Tipp: Der Personaler wird sich zum Ziel einer elterlichen Beschwerde machen. Er wird das in Kauf nehmen. (Damit ich keine bösen Mails kriege: Den Namen habe nicht ich ins Netz gestellt, sondern Deutschlandradio und WDR 5 auf Wunsch der Betroffenen.)
Mittlerweile gibt es eine Fortsetzung, da mir Probeklausur und Nachklausur des Jahrgangs vorliegen. Die Klausuraufgabentypen waren den Studis vorher bekannt …
Noch ein Update: Zeitschrift Aviso 3/2012, S. 11: Volker Rieble schreibt den Artikel „Von infantilen Studenten und Helikopter-Eltern“ und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund. Er nimmt diesen Artikel als Grundlage. Rieble ist Professor an der LMU München. Der Autor schließt mit dem Satz: „Wenn die Universität zum Kindergarten wird, sollte man erwägen, den Eltern ein Betreuungsgeld dafür zu zahlen, dass sie uns mit solchen Kindern verschonen.“ PDF-Link, Seite 11. Danke fürs Benachrichtigen an Herrn Krause et al.!
Um Hassmails entgegenzuwirken: Der Autor hat als Fachschaftler lange aktiv Lobbyarbeit für Studierende betrieben, ist also für die Studierendenseite mehr als offen. Im letzten Semester leitete er zwei Tutorien in Mathematik und Logik für Erstsemester, ist also auch hier im Geschehen. Er verkennt auch nicht, dass viele „Erstis“ noch nicht wissen, ob sie sich fürs richtige Fach entschieden haben. Einen Kinderwunsch hegt er noch nicht.
Comments
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Da ich gerade ziemlich viel manuellen Spam aus Russland und Pakistan bekomme und keine Zeit habe, da wirksam gegen anzugehen, ist die Kommentarfunktion bis auf weiteres abgeschaltet. Wenn's pressiert, mailt mir!

Ein schönes Beispiel für das Versagen der Kulturmarxisten! Es wird so langsam wirklich Zeit, dass Deutschland erwacht!

Das ist soo traurig. Ich hatte nen guten Matheprof, dessen Blutdruck bei diesem Fall sicher explodieren würde. besonders übel, dass da auch noch ein Mathelehrer so quer schießt. das schadet dem angeschlagenen Bild des Lehrers nur noch mehr. zum Glück wehren sich die Profs noch

Man kann nicht sicher sein, wer und inwiefern sich da wehrt. Immerhin bietet die Uni die Lehrveranstaltung außer der Reihe noch mal an, obwohl sie sowieso jährlich angeboten wird und unendlich oft versucht werden kann, damit das Studium der Betroffenen sich nicht verlängert – obwohl die meisten von ihnen nicht einmal die Übungen abgegeben haben! In der Haut der Dozentin möchte ich jetzt nicht stecken, auch dann nicht, wenn sie sich so toll engagiert hat wie in der Unistellungnahme angegeben.

Gibt's irgendwo eine Musterlösung zu der Klausur?

„…Das sind rund 16%. Man könnte also auch sagen, dass (bei 101 bestandenen zum Schluss) auf jeden Fall 11% der Studierenden bestanden haben, obwohl sie keine Übungsaufgaben abgegeben haben (den Rechenweg erkläre ich gerne auf Anfrage)…“
Ich bitte um den Rechenweg :p

374 Teilnehmer, davon haben 61 Übungen abgegeben. 101 haben bestanden, also mindesten 40 die keine Übungen abgegeben haben. 40/374=0,106. Und das entspricht ca. 11% :P

Andreas, ich hoffe du hast das in einer etwaigen Klausur auch so parat

Toller Text.
Aber das Mädchen nach BILD-art und mit vollständigem Namen hier anzuprangern finde ich eher unschön, egal wie sie sich verhalten hat. Ihr mag Selbstständigkeit fehlen, doch genauso wenig zeugt Lästern von starkem Charakter.
Trotzdem lesenswert.

Ich fände es besser, die Überschrift wär nicht ganz so allgemeingültig formuliert. Erstens besteht die Lehrerschaft nicht nur aus Grundschullehrern (die im allgemeinen sicherlich nicht schlechter als Lehrer weiterführender Schulen abschneiden) und zweitens beschränkt sich der Artikel, wie ja im Artikel auch erwähnt, nur auf einen einzigen Jahrgang. Von daher fühle ich mich als Lehramtskandidat, der kurz vorm Examen steht, etwas angegriffen.

Lieber Simon, lieber Oliver
erstmal danke für euer Feedback! Was das „Lästern“ angeht, verstehe ich gut was du meinst. Ich möchte dazu aber vervollständigen, dass nicht ich es war, der den Namen und alle sonstigen Daten ins Internet gebracht oder auch nur zusammen aufgelistet hat. Erstaunlicherweise war das Familie Morschel höchstselbst! Um das direkt zu belegen, habe ich extra minutiös die Quellen für diese Daten angegeben, die z.B. bei WDR5 ebenso „auf einem Haufen“ stehen wie hier. Ich selbst habe ein winziges Blog mit eher wenigen Hits am Tag. Wenn die Familie diese Daten in den genannten Nachrichtenportalen, die zu den Hit-Stärksten Deutschlands zählen, selbst platziert hat, ist meine kleine Satire eher nicht als Multiplikator zu sehen, oder?
Was die Überschrift angeht: Es ist richtig, dass ein Kind nicht nur durch die Grundschule geprägt wird – in der Grundschule ist das Kind aber noch extrem jung und weniger fähig zu eigener Meinung, als mit zehn oder elf Jahren am Beginn einer weiterführenden Schule. Darum nehme ich die Angelegenheit auch so ernst! Ich verstehe aber, dass du dich angegriffen fühlst und möchte an dieser Stelle eine Lanze brechen: Ich habe kein allgemein schlechtes Bild von Lehrern. Im Gegenteil – ich habe immer wieder Kontakt mit hervorragend engagierten Lehrern weiterführender Schulen, die mich ermutigen auch weiterhin aktiv Schülerförderung zu betreiben (in solchen Fällen führe ich dann z.B. einen Tag lang Schüler an die Informatik heran).

Was die BRINGPFLICHT angeht, die der Autor so schön herausgearbeitet hat, sehe ich Parallelen zum englischen System, in dem der Verwaltungschef der Hochschule (der über die Finanzen gebietet) über den Rektor (der fachlich werkeln darf) gestellt ist. Dort ist es in der Tat so, dass sich die Lehre ökonomischen Zwängen der Uni unterordnen muss.
Das Resultat drückt sich nach Jahrzehnten z.B. dadurch aus, dass sehr viele deutsche Mathe-Absolventen in englischen Hörsälen lehren, was m.E. evtl. auch daran liegen könnte, dass nicht genug englische auf das erforderliche Niveau gebracht worden sind; nein: sie es nicht selbst erreicht haben, indem sie selbst irgendwann angefangen haben, sich für eine Materie zu interessieren, geknobelt haben, Ihren Dozenten mit Fragen gelöchert… Warum haben sie das nicht? Evtl. weil ihnen ihre Zeugnisse hinterhergetragen wurden und sie nicht dafür arbeiten mußten..?
Die Einführung der Studiengebühren hat, so glaube ich, die Intension innerhalb der Gesellschaft, die Uni würde für eien Abschlußzeugnis bezahlt, nicht für das Lehren von Inhalten, in unserem schönen Land in extremer Weise verstärkt. Man muß (ich mag halt die alte Rechtschreibung) dagegenhalten, will man in diesem Lande nicht den Anschluß an die Eliten verlieren und damit Erwerbsmöglichkeiten und auch das Geld, künftig Grundschullehrer zu bezahlen.
Ich halte es für extrem falsch von der Hochschule, den Aufweichintensionen der m.E. von der Bringpflicht der Hochschule Getriebenen in irgendeiner Weise nachzugeben. Zum Beispiel wird im Reaktionsschreiben der Hochschule vor allem auf Sachen eingegangen, die die Dozentin oder die Hochschule ZUSÄTZLICH zum normalen Programm angeboten hat, nicht aber entschieden den emotionalen Standpunkt der Kritiker angemahnt. Dies ist, so glaube ich, ein Beispiel, dass sich Medienterror doch lohnt, um kurzfristigen egoistischen Zielen nachzujagen.
A propos Medienterror: Es war auch für mich ein Leichtes, den Namen der Dozentin durch die impliziten Vermerke im Spiegel herauszufinden. Unter diesen Umständen hätte ich es sehr gewünscht, dass gewissenhafter über den Wahrheitsgehalt dessen, was da geschrieben wurde, insbesondere die angeblichen Zitate, recherchiert worden wäre. M.E. handelt es sich bei der Art und Weise, wie hier berichtet wurde, um einen massive Eingriffe in die PERSÖNLICHKEITSRECHTE besagter Dozentin, die nicht tolleriert werden dürfen.

PS Gerne hätte ich dies beim „Spiegel online“ kommentiert, aber dazu bot er keine Möglichkeit, die ich finden konnte.

Noch etwas: Die Hochschule hätte sich ENTSCHIEDEN hinter die von ihr berufene Dozentin stellen müssen. Der Begriff der Gastdozentin, die nun nicht mehr der Uni angehört, sieht eher nach Distanzierung aus. Das ist ein ganz falsches Signal!

Lieber Lethar,
selbstverständlich lohnt sich der von Ihnen genannte Medienterror für eigene Ziele - obwohl man die Veranstaltung beliebig oft Versuchen kann und die Sachlage ist wie oben beschrieben, wird sie jetzt noch einmal zusätzlich abgehalten.

Hallo David, ich selber habe Frau Popa-Fischer während meines Studiums in Flensburg nicht nur als fachlich (und damit meine ich fachwissenschaftlich und fachdidaktisch) kompetent erlebt, sondern darüber hinaus als sehr engagiert und außerordentlich hilfsbereit. Die Studenten konnten jederzeit auf verschieden Wegen Kontakt zu ihr aufnehmen und bekamen immer Unterstützung. Natürlich musste man für die Klausuren lernen, manchmal sogar viel. Aber es handelt sich ja schließlich auch um ein Studium. Über die Reaktionen der Kölner Studenten und einzelner Eltern sowie diverser Artikel war ich gelinde gesagt geschockt. Zu dem Schwierigkeits(?)grad der Klausur hast du ja ausfürhlich Stellung genommen. Ich (auch kein Mathe-As) kann deine Einschätzung nach Durchsicht der Klausur nur bestätigen.

Ich habe Mathe Diplom studiert und die Klausur hat mich jetzt nicht wirklich mit viel Grausen zurückgelassen. Das war eher standard, da konnte man mit Lernen einiges reißen.
Die Kategorisierung der Aufgaben in Deinem Blogposting ist jedoch auch sehr vereinfachend - Die Geschichte mit den Trompeten und Posaunen spielt (im Prinzip, auch wenn es einfacher zu lösen ist) auf das Münzen-Problem von Frobenius an; der zweite Teil ist ein bisschen lineare Optimierung. Wenn man das als „Sachaufgabe“ bezeichnet ist das schon sehr herunterspielend.
Auch der Verweis auf den Schulstoff ist sinnlos. Das Mathestudium funktioniert so: ´ 1.) Man vergisst alles, was man in der Schule gelernt hat 2.) Man führt Zahlen ein 3.) Man lässt sich möglichst wenig axiomatisch vom Himmel fallen, was „gegeben“ ist, der Rest muss bewiesen werden (in Form mathematischer Beweise).
Wenn man aus der Schule das irgendwie rechnen könnte, ist das irrelevant. Es hat mit den Sätzen der Vorlesung, die bewiesen sind, gerechnet zu werden. Oder aber man beweist alles und jedes Fitzelchen, das man selbst braucht in der Klausur.
Von daher: Diese Klausur war gut schaffbar, aber nicht anspruchslos.
Andererseits: In meinem 1. Semester haben ca. 120 Leute die Klausur überhaupt schreiben dürfen (Voraussetzung war in den Übungsaufgaben eine bestimmte Mindestpunktzahl erreicht zu haben, sowie mindestens 2 mal im Semester eine Lösung einer Übungsaufgabe frei vorgerechnet zu haben).
Wir waren ca. 75 Lehramtsstudenten (Alle Schultypen) und ca. 45 Diplomer (Mathe+Nebenfach). Wie so oft wurde ab der halben Punktzahl bestanden; die Lehrämtler haben bereits mit 40% bestanden und zwei der schweren Aufgaben wurden für Lehrämtler aus der Wertung genommen. Insgesamt haben 23 Leute von den 120 die Klausur bestanden - 7 davon Diplomer. Das war für den weiteren Werdegang aber auch weitestgehend egal, da man zur Zulassung zu den Zwischenprüfungen (bzw. Vordiplom) nur einen Schein aus den Vorlesungen Analysis 1-3, einen aus lineare Algebra 1-2, einen aus dem Nebenfach 1-2 und einen aus Stochastik 1-2 oder Numerik 1-2 brauchte. Ist also kein Ding.
Fakt ist halt: Viele, die in der Schule gut in Mathe sind, studieren es. Und gehen unter, weil das Studium mit der Schule nichts mehr gemein hat. Diese Leute auszusieben, dafür mögen solche Hämmer (wie solche Durchfallquoten) geeignet sein - eine bessere Vorbereitung / Information in den Leistungskursen der Oberstufe wäre aber bestimmt auch toll…

Ach ja, nach Durchsicht des Prüfungsbogens fällt mir auf, „höhere“ Mathematik hat mich nie interessiert, dass ich ohne Ausnahme keinerlei Interesse hätte auch nur eine der Aufgaben lösen zu können. Beachtlich bei dem obigen Artikel und den folgenden Kommentaren empfinde ich die verfehlte gesetzte Allgemeingültigkeit. Handelt es sich zum Einen nicht um eine Prüfung für GrundschullehrerInnen und zum Anderen um eine Prüfung für Nicht-MathematikerInnen? Für diese Berufsgruppe ist es absolut irrelevant dass sie Kenntniss und Fähigkeit in der schlichten Repitation mathematischer Regelwerke beherrscht.

Lieber Nik, ich möchte zunächstmal deinem Schluss voll und ganz zustimmen: „Viele, die in der Schule gut in Mathe sind, studieren es. Und gehen unter, weil das Studium mit der Schule nichts mehr gemein hat.“ Das kannst du auch zu 100% über die Informatik aussagen. Genau darum hast du für den Allgemeinfall auch recht: Vergleichszüge zu Schulstoff sind dort sinnlos. Im konkreten Fall halte ich den Vergleich zu Schulstoff aber anhand des tatsächlich abgefragten Stoffs aber eben nicht für sinnlos (siehe hierzu auch das Gutachten der Universität). Ich stimme auch mit deiner axiomatischen Methodik sehr überein. Ich denke aber, die wurde hier in der Klausur zumindest nicht ohne weiteres so durchgeführt
Was die „Anspruchslosigkeit“ der Klausur angeht: Ich stimme dir auch zu, dass die Klausur nicht anspruchslos war – das habe ich in meinem Artikel aber auch nirgendwo suggeriert. Man kann aber unterscheiden zwischen Mathematik (die du ja oben schön skizziert hast) – und der Anwendung von Rechenregeln auf vorher eingeübte Aufgabentypen. Wie du schon sagst: „Da konnte man mit Lernen einiges reißen.“ Vor allem dann, wenn die Aufgabentypen vorher bekannt waren. Was sie waren.

Lieber Karlo, nein, das ist nicht irrelevant. Es ist völlig klar, dass ein Grundschullehrer seiner Zielgruppe nicht die Polynomdivision vermitteln muss. Darum geht es aber auch gar nicht. Ich stelle hier die Frage, ob man von einem Grundschullehrer erwarten können darf, mechanische Regeln nach einigen beaufsichtigter Einübung anwenden zu können. Das sollte schon drin sein.
Im Studium geht es i.d.R. nicht darum, genau den gelernten Stoff auch später im Beruf anzuwenden. Es geht darum, unter Beweis zu stellen, dass man die zugrundeliegende Problematik in der Lage war, nachzuvollziehen.

Hallo David,
mit dem Hinweis auf den Schulstoff etc. wollte ich darauf hinweisen, dass es im ersten Semester Mathe durchaus sein kann, dass man mit Schulmitteln keinerlei Probleme hätte, eine Klausuraufgabe zu lösen, die Mittel jedoch, die der „Schulmethode“ zu Grunde liegen einfach noch nicht bewiesen sind, oder zu umständlich zu beweisen wären. Dann ist die Verwendung der „Schulmethode“ nicht sinnvoll - von daher war Deine Aussage mit dem Schulstoff für andere Leser leicht misszuverstehen (so a'la „Haha, die können nicht mal mehr den Schulstoff“ )
Insgesamt geht es bei Mathe ja weniger um das Handwerkszeug, sondern um die Art zu denken. Keiner fragt Dich Jahre später Satz X oder Y ab, aber ein Problem in all seinen Facetten logisch zu begreifen, zu verstehen, was bereits bekannt, gegeben ist, was gefolgert werden darf, was gefolgert werden kann, wenn man denn nur Eigenschaft X nachweisen könnte - also die Unterscheidung zwischen „Ich weiß, dass das so ist, und ich kann es beweisen“ und „Ich glaube, dass es so ist, weil mein Lehrer hat es mir gesagt und ich glaube ihm“ ziehen zu können - darum geht es primär in meinen Augen Und das ist (auch) für Lehrer nicht uninteressant, auch wenn ja nicht jeder durch die Hardcore-Mathe-Vorlesungen muss
Der ganze Vorfall ist halt ein Armutszeugnis sondergleichen. Bei uns sind eben auch viele Lehrämtler durchgefallen - und? Haben sie halt andere Scheine gemacht, sich für ein Seminar freiwillig gemeldet und den Schein dort gemacht, eine mündliche Prüfung absolviert, was auch immer. Hier wurden goldene Brücken gebaut und man beschwert sich scheinbar, dass der rote Teppich darauf fehlt…

Guten Tag,
Wenn sich die Eltern eines Jemanden in sein Leben einmischen, ist das nicht abhängig vom Willen desjenigen, dessen Eltern das tun. Wenn diese Studentin jetzt in diesem Bezug schlecht dargestellt wird, ist das insofern nicht in Ordnung, weil der Autor dieses Textes nicht weiß, ob sie ihre Eltern dazu gebracht hat, sich zu beschweren. Ich denke als erwachsene Menschen wissen wir alle, wie sehr es nervt, wenn Eltern sich um einen Sorgen. Es wäre wünschenswert bei einem solchen Beitrag nicht auf ein Niveau herabzufallen, das dem akademischen Kontext nicht gerecht wird. Wenn es zwei Aspekte gibt, die betrachtungsbedürftig sind, so ist es unabdinglich diese in ein Verhältnis zueinander zu stellen. Ansonsten wird keine vollständige- oder nur eine Scheinobjektivität erzeugt, die am Ende des Textes leider in etwa auf das kritisierte Niveau der sich beklagenden Studenten gesunken ist.

Lieber Anonymous,
danke für Ihr Feedback, und schade, dass Sie als einer der ganz wenigen hier Ihre Mailadresse nicht angegeben haben. So kann ich Ihnen nur hier antworten.
Ich könnte nun einfach sagen, dass schon im Titel meiner Startseite steht, dass ich mir hier auch gerne mal eine Satire gönne. Oder, dass ich in diesem speziellen Fall sogar mittels fettgedrucktem Absatzanfang den Sachbericht vom komplett satirischen Textende getrennt habe. Damit wäre das ganze vom Tisch. Ich nehme ihr Feedback aber durchaus ernst und möchte hier daher kurz darauf eingehen.
- Ich finde es generell überhaupt nicht nervig, wenn Eltern sich sorgen, sondern sehr ehrenwert.
- Ich respektiere Ihre Meinung, dass es prinzipiell im Bereich des Möglichen sei, einen solch weitgehenden elterlichen Einfluss völlig ohne Zustimmung der eigentlich betroffenen Person auszuüben. Darüber habe ich mir beim Schreiben sogar ernste Gedanken gemacht. Diese Möglichkeit sprengt dann aber doch den Rahmen meiner Vorstellung und entspricht wahrscheinlich auch nicht der Lebenswirklichkeit vieler Leser hier.
- Was aber der Lebenswirklichkeit entspricht, ist die Satire selbst, und zwar in Form des Verhaltens des imaginären Personalers, finden Sie nicht?
Gerade mit dem letzen Punkt kann auch begründet werden, dass meine Satire selbst der von Ihnen ins Feld geführten Möglichkeit gerecht wird: Sie stellt die betroffene Studentin – wenn auch satirisch – ganz klar als Opfer der Medienberichterstattung dar. Ernsthafte Berichterstattung, wer in der Familie die initiiert hat, gehört in den Boulevard und außerhalb des Satirischen nicht in mein Blog. Für den imaginären Personaler ist es ohnehin nicht relevant: Die Berichterstattung existiert. Das reicht. Adenauer würde sagen „Die Situation ist da“. Das macht das Personalerszenario realistisch – ganz egal, ob Sie, ich, oder auch Familie M. das gut finden oder nicht, und völlig unabhängig vom Initiator.

@anonymous: Guten Tag, nach meiner Einschätzung gehören Sie zu den Menschen, die zur Schieflage unseres Gesellschaftssystems beitragen:
1) Sie übernehmen keine Verantwortung für Ihre Aussagen, da Sie sich anonym äußern
2) Sie billigen auch Dritten keine Verantwortung für ihre Handlungen zu, sondern konstruieren theoretische Möglichkeiten, für die es zwar keine Anhaltspunkte gibt, die aber dennoch „in ein Verhältnis zueinander“ gestellt werden sollen.
3) Letzten Endes ist keiner Schuld an dem Mist, den er baut (z.B. durch Anstrengungsverweigerung), sondern es sind die Umstände (hier nach Ihrer Auffassung ggf. die irrlichternden Eltern)
4) Das eigentliche Opfer (nämlich die öffentlich an den Pranger gestellte Dozentin) spielt in diesen Gedankengängen keine Rolle mehr, ebensowenig wie der katastrophale Lernwille derjenigen Lehramtskandidaten, die eine nahezu identische Klausur auch im dritten Anlauf in den Sand setzen.
5) Dieser mangelnde Anstrengungswille wird voraussichtlich auf die zukünftigen Schüler übertragen bzw. nicht eingefordert. Dagegen kann man etwas haben.
6) Und schließlich: die Mobilisierung der Massenmedien ist offensichtlich prima, solange es einen nicht selbst trifft bzw. auf den Urheber zurückfällt.
Ein volljähriger Mensch, der alle Bürgerrechte einschließlich des Wahlrechtes hat, muss für sich selbst gerade stehen, insbesondere für die Konsequenzen seines Handelns. Das haben uns die Achtundsechziger - zu denen ich Sie in in Ihrer mentalen Ausrichtung zähle, ohne Ihr Alter zu kennen - leider abgewöhnt. Ich bin optimistisch, dass die jetzt in die Verantwortung tretende Generation dies wieder richtig stellt.

David, kannst du mal tracken, woher „Anonymous“ kommt? Ich würde mein letztes Hemd drauf verwetten, dass es dein erster Kommentar aus Köln ist zu diesem Thema – was für ein Schwachsinn, wirklich. Am besten halten wir noch nach, wie die restlichen Morschelverwandten zu der Sache stehn. Das ist ja auch wichtiger, als das ganze Material zur Klausur hier, wie? Mann, mann – bloß nicht zur Sache äußern, sondern irgendeinen Mist dazureden. Gruß, C

Hey Chriss0, ich habe das mal zu meiner eigenen Belustigung gemacht. Es gebietet aber die Ehre, dass ich hier keine Daten veröffentliche, nicht einmal, was die Großstadt der zugehörigen IP angeht Der Anonymous wird seinen Wohnort schon kennen und auch wissen, dass ihn sich andere denken können.
Meine Meinung zum Thema habe ich kundgetan, und wenn sich ein Leser selbst in Anbetracht der ausführlich dokumentierten Sachlage noch an einem satirischen Absatz festhält, obwohl über meinem Blog „Realsatire“ steht – dann ist das okay für mich.

Nach der Definition von Realsatire ist die Realität Satire. Insofern wäre es unnötig, eigene Kommentare anzufügen, falls diese Definition erfüllt wird, weil dann eine Beschreibung der Tatsachen bereits den gewünschten Unterhaltungswert liefert. Sind allerdings eigene Kommentare nötig, um daraus Satire zu machen, ist es keine Realsatire mehr. Sondern eine Denunziation oder eine sachliche Erörterung - oder einfach etwas dazwischen. Da es sehr unschön ist, andere zu denunzieren, wäre ich persönlich in diesem Fall gewillt, sachlich zu bleiben. Die Qualität eines Textes kann man einfach daran ausmachen, ob er zu einer Art Stammtischgespräch verkommt, oder durch objektive Argumente überzeugt und vielleicht auch den einen oder anderen niveauvollen Witz enthält.
Da man sich wünscht, dass ich mich zum eigentlichen Thema äußere: Wenn man zu wenig lernt, fällt man eben durch. Wie schwer eine Klausur gestaltet ist, ist eine Abwägung zwischen der Qualität der Lehre und der Leistungsfähigkeit der Studenten. Solange ein Student die Leistungen erbringen kann, darf man ruhig die Qualität noch verbessern oder zumindest erhalten. Wenn man zu wenige Absolventen hat, muss man eben andere Prioritäten setzen als wenn man überlaufen ist. Ob das jetzt in diesem Fall richtig oder falsch war, kann ich nicht beurteilen, weil ich nicht weiß, wie viele Absolventen Köln(/Deutschland) braucht, und wie viele arbeitslos sind.

Köstlicher Artikel. P.S.: Ich wurde von Lesern auf diesen Artikel aufmerksam gemacht (verlinkt). Ich fühle mich als „teacher“ nicht angegriffen. Unsere Lehrer wehren sich doch heftig gegen den Niveau-Verlust, sind aber chancenlos gegen die Bildungspolitiker, die sich hier populistisch profilieren. Bitte weitermachen.

Da hat wohl jemand zu viel Zeit …

Und noch ein Kommentar aus „der Gegend“ (anhand der IP) Und gleich dreimal abgeschickt! Habe mal zwei davon gelöscht

Die spannenden Momente an einer Webseite sind die, in denen man sich zu Gedanken gezwungen sieht, wie man jetzt weitermacht. Die habe ich mir jetzt gemacht, und habe – nachdem ich die abschließende Stellungnahme beider Seiten und noch einen kleinen weiteren Zeitraum abgewartet habe – einige seitenlange Kommentare ausgeblendet (nicht: gelöscht). Das ist zweifach schade:
- Wie man an ein paar obenstehenden Kommentaren sehen kann, ist es mir völlig zuwider, Kommentatoren zu moderieren. Das gilt selbstverständlich auch für fundierte, kritische Meinungen.
- Ich musste auch ein paar herzhafte Kommentar-Antworten anderer Kommentatoren (und mir) ausblenden, die nun ursachenfrei gewesen wären – Sorry an die Kommentatoren fwk und xray, dass hier eure Zeit draufgegangen ist.
Am Ende bleibt es aber – internetweit – immer im Ermessen des Seitenanbieters, wem er eine Plattform bietet. Das handhaben viele private Seiten wie meine sogar weniger stringent als professionelle Massenmedien: Meist ist jeder eingeladen, zu kritisieren und mitzudiskutieren. Seitenlange Worthülsen brauchen hier allerdings nicht notwendigerweise ein Forum erhalten. Kurz: Nicht jeder, der hier streiten will, darf das auch.
Wie von fwk vorgeschlagen, werde ich über eine Wortbegrenzung der Kommentarfunktion nachdenken. Glücklicherweise sind Fälle wie dieser aber extrem selten (das ist die erste derartige Ausblendung seit Bestehen meiner Webseite überhaupt). Also versuche ich, auch weiterhin ohne solche Regulierungen und meist auch ohne aktive Moderation auszukommen.
Euer David

Super, habe mich schon lange nicht mehr so viel geschmunzelt wie bei diesem Artikel :D Lg. Hana

Sehr amüsierend und doch wieder traurig; gerade für mich, die gerne den Weg des Abiturs und des Studiums gegangen wäre, aber aufgrund chronischen Geldmangels den zweiten Bildungsweg hierfür nicht beschreiten konnte - und aufgrund eigener Familienstruktur mit zwei Grundschülern in nächster Zeit nicht mehr bestreiten wird. (Ich weiß von der Aufnahmeprüfung eines Studiums, aber Lernen braucht Zeit und ist widersprüchlich zur Versorgung einer eigenen Familie)
Zu der Kommentarfunktion: Eigentlich sollte ein jeder auf seinen eigenen Medium kommentieren, nicht auf fremden, außer kurzen Statements. Meine ich.

Wirklich sehr amüsant der Artikel, an sich kommt es ja immer mal wieder vor, dass sich Studenten über die Prüfung beschweren, hatte ich damals auch zufällig bei meiner Mathe Klausur, im endeffekt lag es aber wirklich an mir ! Gut das Sie die Klausur zur Verfügung gestellt haben, klar jetzt würde ich sie nicht besteher aber alle Aufgaben sind kein Hyroglyphen und lassen sich bestehen !
Naja ….

So, die Arme Frau Popa wurde nun von den Eltern erreicht, die uns (als Gymn-Lehrer) auch schon das Leben schwer machen.
Statt zu fragen, was die Kinder dafür gemacht haben, um die Klausur zu bestehen, kriegt man als Lehrer vorgehalten, man würde falsch unterrichten. Mich erreichte auch gerade wieder eine Anfrage wegen meiner Unterrichtsmethode!
Im Grunde genommen kenne ich das Problem, das vermutlich zu diesen schlechten Ergebnisse geführt hat, schon aus der Schule. Die Schüler sind froh, wenn eine Übungsaufgabe an der Tafel vorgemacht wird und schreiben sie dann ab. Das gibt ihnen ein gutes Gefühl, aber auch wenn es richtig im Heft steht, müssen sie es noch nicht verstanden haben. Mein Fazit daraus: Jeder muss alleine üben, vorne an der Tafel bringt es nur wenigen.
Dieses Bild zeigt, wie es läuft! http://www.index.hr/lajk/Images/UserImages/Original/Image_21703.jpg

Schöner Artikel! Kleiner Tippfehler: „auf Wunsch der Betrioffenen“

@Gisbert Amm: Korrigiert, danke!

Hi. Interessanter Artikel. Ich kann mich als Mathe geplagte Grundschullehramts Studentin noch nicht wirklich für eine Seite entscheiden…
Aber vielleicht mal kurz eine mikrogesellschaftliche Einschätzung meinerseits. Als ich mein Studium un Leipzig begann war ich bereits 29 und habe schon ein Studium abgeschlossem (Soziologie). Sprich ist mein zweitstudium und meine KomilitonInnen sind zum Startzeitpunkt teilweise 11 Jahre jünger als ich. Auch mir rollten sich in den Folgejahren oft die Fussnägel über die Unselbstständigkeit meiner MitstreiterInnen - viele kommen mit dem selbstständigen in den Anfangssemestern manchmal etwas schwieriger zurecht. Oftmals sind das natürlich gerade diejenigen, die aus der Schule direkt wieder in die Schule gehen und „schon immer wussten das sie Lehrer werden“ wollen!
Ich habe in diesem Studium gefühlte 2-3 Jahre mit den Zähnen geklappert Komilitoninnen vergrault, mich jedoch nicht beirren lassen und nun auch wieder tolle Menschen jünger älter gleichalt kennen gelernt, die dann doch die ein oder andere Lebenseinstellung teilen. Mit manchen habe ich mich sogar durch die Matheprüfung gekämpft. Feststeht wenn man mit Mathe nix am Hut hatte (wozu ich mich eindeutig zähle, als Teenie hatte ich andere Sorgen und auch keinen der mir das mit pädagogischen Spitzenhändchen nahebringen konnte…) ist so eine Klausur echt der Graus, die meisten studieren Mathe als Nebenfach und müssen das eben machen. Es bringt aber natürlich nichts sich davor zu verschliessen, man muss sich eben durchbeissen. Naja ein bisschen guter Wille gehört eben auch dazu aber mal ehrlich, Bologna braucht sich auch nicht wundern was da in den akademischen Reagenzgläsern die letzten Jahrzehnte so vor sich hingebrütet hat. Wie die Kommentatorin schon vorhin meinte, Lernen braucht eben Zeit bei mir ware es gefühlte drei Jahre in denen ich mich immer mal wiedermit Mathe beschäftigt habe und diese „Sprache“ ein wenig kennen gelernt habe. Ist alles irgendwie auch ein schöner Beweis dafür, dass man wenn man nicht emotional engagiert ist sich auch mit bestimmten Lernstoffen auseinandersetzen kann.
Seid nicht so hart mit den Kölner Studis aus dem Jahr 2011, und Kölner Studis reist euch mal am Riemen ich kenne das auch nicht das man die Klausur so beliebig oft wiederholen kann wie man will. Alles in allem zeigt es doch die Zeiten haben sich geändert, Bachelor und Co. haben dank Bologna Einzug in die akademischen unis erhalten, dass war zwar effizient für den Arbeitsmarkt, aber gibt nicht unbedingt Zeit, die man für manche Dinge eben braucht. Aber ein bis zwei Jahrzehnte nach Bologna mag man mit den unerwünschten Konsequenzen dieser Initiative kaum mehr was zu tun haben. Das haben wir so nicht gewollt und kommen sehen. Es wurde vieles verschult und heraus kommen Schüler. Das trägt wohl doch zur Verwunderung mancher bei. Manchmal muss das Hirn auch noch ein wenig reifen ob im Bachelor Master Diplom bei der Ausbildung sonstigen Bildungsinitiativen. Naja. Lasst Euch nicht beirren, beisst euch weiterhin durch aber steht und für eure Rechte ein, wenn ihr findet das was ungerecht läuft (bitte ohne Vertreter) und schickt nicht eure Mamis und Papis. Mamis und Papis an dieser Stelle mal: es ist extrem wichtig das die Kinder auch mal die eigenen Erfahrungen sammeln, stolpern, straucheln, scheitern, aufstehen leben und weitermachen. Habt Vertrauen in Eure Kinder. Das bedeutet nicht dass ihr sie nicht beraten sollt. Aber Entscheidungen müssen sie eben selbst treffen denn sonst tun sie das womöglich mit 40 immer noch nicht. Fingerspitzengefühl ist eben gefragt.
Grüße vom Hier und Jetzt

Hallo David, vielleicht eine kleine Anekdote zum Thema Mathe aus meiner Unizeit - die passt hier gerade so gut: Im ersten Semester Maschienenbau wurde bei uns regelrecht gesiebt, soll heißen, es waren viele Studenten, vielleicht zu viele. Den Mathevorlesungen war recht schwer zu folgen und die Seminare waren gut besucht, um den Stoff zu verstehen. Trotzdem war die Durchfallerrate in der Klausur sehr hoch. Danach kam es auf Einladung des Studenrates zu einer Aussprache mit dem zuständigen Prof. und uns Studenten. Der kam rein, schaut in die Runde und sagt: „Das ist Stoff des 16. und 17. Jahrhunderts. Wenn Sie noch nicht mal in der Lage sind, sich den zu erarbeiten, dann haben Sie an dieser Hochschule nichts verloren - Guten Tag meine Herren.“ Recht hatte er. Durchebißen ist angesagt. Dann haben wir uns eben hingesetzt und gebüffelt. Den Stoff hatten wahrscheinlich schon Studentengenerationen vor uns bewätigt. Wer es nicht schaffte, war eben raus. Und 60% haben es dann auch geschafft. Das Niveau ist schon traurig weit gesunken und die Reaktion auf eigene Unzulänglichkeiten noch mehr. In diesem Sinn - viele Grüße

Ich bin durch Zufall auf den Artikel aufmerksam geworden. Ich habe es auch mit einem Studium probiert, was leider nicht klappte, wobei es meine eigene Faulheit war mich da durchzubeissen. Kurioserweise auch Mathe im Studiengang B.Eng.

Ich habe Ende der 90er in Karlsruhe an der FH Wirtschaftsinformatik studiert. Im 2. Semester sind an der ganzen FH (unabhängig vom Studienfach und besuchter Vorlesung) in Mathe ALLE Studenten durchgefallen.
Die Profs haben reagiert und nach kurzer Absprache den Notenspiegel so korrigiert, dass mindestens 10 oder 20 % durchkommen. Ich selbst bin damit mit meiner Note von 4,2 auf 2,irgendwas gerutscht und habe bestanden.
Es ist also nichts neues, dass Profs sich Gedanken machen, wie sie Studenten pampern …

Sehr interessanter Artikel. Auch bei mir kommen Gedanken aus Schule und Studium hoch. Der erste: Wir hatten viele gute Lehrer, aber der schlechteste war gefühlt der Mathelehrer (beim ersten Mal eine Sache nicht verstanden - selber schuld - direkt weiter zur nächsten Sache… usw.). Arroganz zeichnete meiner Meinung nach Gymnasiallehrer besonders aus, ich glaube die sind gar keine Pädagogen. Was war im Studium? Mit einem guten Dozenten (GASTdozent!) haben alle fast den gesamten Stoff bis zur Oberstufe in einem Rutsch gelernt und verstanden und bestanden. Danach hatte ich keine Angst mehr vor Mathe und war erst recht sauer auf meinen alten Mathelehrer. Für diese gute Erfahrung und die Arbeit dieses Dozenten bin ich der Hochschule sehr dankbar, auch wenn ich dieses Studium nicht beendet habe. Ein Studium so zu beginnen, kann positiv lebensverändernd sein.
Herrlich amüsanter Artikel! Ich habe von dem Thema gar nicht so viel mitbekommen und bin jetzt eher durch Umwege auf den Blogeintrag hier gestoßen, aber das ist ja echt unfassbar. Ich bin seit 5 Jahren aus der Schule raus und dennoch würde ich 50 % der Klausur bereits als Abiturwissen (Grundkurs Mathematik) verbuchen, die ich mit kurzer Recherche relativ problemlos lösen könnte. Peinlich, sollten daraus wirklich zukünftige Lehrer werden. o_O